In der Fotografie ist die digitale Nachbearbeitung längst allgegenwärtiger Standard. Dank immer ausgefeilterer Software sind Handykameras in der Lage tiefen(un)schärfe zu simulieren und Fokuspunkte nachträglich zu setzen - von diversen Filtern ganz zu schweigen. Und es ist, oder genauer: war, nur eine Frage der Zeit, bis auch fürs bewegte Bild ähnliche Möglichkeiten bestehen.
Mit dem 4K Format gibt es schon seit geraumer Zeit die Option einen größeren Bildausschnitt zu filmen und aus diesem nachträglich das HD Bild zu wählen. Oder die zusätzliche Bildinformation für die Stabilisation zu verwenden. Aber das alles ist bisher auf (semi)professionelle Anwender beschränkt. Mit der neuen Rylo Kamera ändert sich das allerdings extrem.
Sie ist zwar eine unter vielen anderen Modellen die 360° filmen. Aber die Hardware ist auch nur ein (kleiner) Teil des Reizes dieser Kamera. Die "Magie" passiert in der zur Kamera gehörenden App. Mit dieser können die gefilmten 360° Videos sofort am Handy bearbeitet werden. Dazu werden sie stabilisiert und es können beliebige Blickwinkel gesetzt werden. Dabei kann entweder eine Reihe von Perspektiven angegeben werden, oder ein Objekt ausgewählt werden, welches dann automatisch zentriert wird.
Praktisch heißt das, dass die Kamera einfach eingeschalten und vergessen werden kann. Die Videoclips entstehen erst danach am Handy. Und die Demovideos zeigen einerseits eine beeindruckende Leistung im Bereich der Bildstabilisation. Und andererseits, was dank der (nachträglichen) "virtuellen Kameraschwenks" aus dem Material geholt werden kann.
Zu verdanken ist dies (fast) alleine der Software. Und die ist ein Produkt von zwei ehemaligen Instagram-Mitarbeitern. Erst beim Programmieren der Software hat sich herausgestellt, dass es notwendig ist auch eine optimierte Hardware zu verwenden. Diese ist aber nicht großartig Spektakulär. Vom Format her ist sie in derselben Liga wie gängige Action-Kameras (GoPro und Konsorten). Und auch vom Preis her erschwinglich.
Was für Auswirkungen die Kamera auf Filmschaffenden haben wird bleibt noch abzuwarten. Denn aktuell wird sie nur in den USA verkauft - für 500$ und weiteren 70$ für die Plastikschutzhülle (Wasserdicht bis 3m) - und ist bis Anfang 2018 vorerst auch nur mit iPhones kompatibel. Aber klar ist: die Ära der digitalen Videonachbereitung für jedermann und -frau hat begonnen.